Feb 252013
 
Gravatar_ChristophMeier

Ich habe schon verschiedentlich meinen Eindruck geäussert, dass Bildungsbereiche in Unternehmen häufig nicht wirklich gut darin sind, ihre Arbeit und ihre Leistungen sichtbar zu machen und zu kommunizieren. Hier nun ein interessantes Beispiel dazu, wie man die Arbeit eines internen Bildungsbereichs auch darstellen kann:

Dan Pontefract (Chief Learning Officer bei TELUS, einem kanadischen Telekommunikationsunternehmen), hat eine Infografik dazu veröffentlicht, was TELUS unter “Learning 2.0″ versteht – in einem öffentlich zugänglichen Weblog des Bildungsbereiches von TELUS (http://blog.telus.com/team/the-journey-through-an-infographic/). Dan Pontrefact bezieht sich darauf, dass er seit etwa vier Jahren bei TELUS tätig ist und und dass diese Grafik den Weg darstellt, den Corporate Learning bei TELUS (unter seiner Regie) gegangen ist.

 

TELUS_LEARN_WEBLayout1

 

Ich glaube, dass eine solche Infografik gut für die interne Kommunikation der Leistungen von L&D geeignet ist: wichtige Informationen sind auf einer Ebene (ohne Klicken,  wie das etwa einer Präsentation erforderlich ist) zusammengefasst; die Infografik kann leicht in Intranet-Seiten, Weblogs oder andere social media-Kanäle (z.B. Pinterest) eingebunden werden, es kann darauf verlinkt und “geshared” werden und damit weitere Kreise ziehen.

Interessante Elemente dieser Infographik aus meiner Sicht sind die folgenden:

  • “social”, “formal” und “informal” learning sind im ersten Visualisierungselement gleichbereichtigt nebeneinander dargestellt; d.h., hier wird nicht auf das häufig verwendete 70:20:10-Modell rekurriert.
  • Der Umfang formal organisierter Lernaktivitäten nahm von 2009-2012 zu – trotz der umfangreichen Aktivitäten im Bereich informelles und soziales Lernen.

Aus meiner Sicht gibt es aber auch ein paar offene Fragen:

  • Auf welcher Grundlage basieren die dort präsentierten Zahlen?
    z.B. zur Anzahl der durch die Mitarbeitenden von Telus gelesenen Bücher bzw. Buchseiten – das finde ich schon interessant, dass hier sogar Zahlen zu gelesenen Buchseiten präsentiert werden…
  • Was sagen Zahlen zum (deutlich zunehmenden) Umfang informeller oder sozialer Lernaktivitäten eigentlich aus? Die Anzahl der gelesenen Bücher oder der Blogposts und Kommentare ist ähnlich aussagekräftig wie Kennzahlen zu Kursteilnehmenden oder zur Anzahl der von L&D gelieferter Lernerstunden. Offen bleibt: Was wurde gelernt? Mit welchem Zeitaufwand? Wie gut sind diese Aktivitäten auf wichtige (organisationale / persönliche) Ziele bezogen?

 

via weiterbildungsblog.de / danpontrefact.com

 

Und da wir gerade schon dabei beim Thema Bildungsmarketing sind, nehme ich mir die Freiheit heraus, hier noch drei kurze Hinweise in eigener Sache zu platzieren:

  1. Ein kurzer Foliensatz zum Marketing-Mix im Bildungsmarketing auf slideshare

    Der Marketing-Mix im Bildungsmarketing from scil-info
  2. Unser scil-Fachseminar “Bildungsmarketing” Ende April 2013
  3. Unser scil learning day “Neue  Wege des Lernens und der Wissenskommunikation”, in dem es u.a. auch um das Erstellen von Info-Grafiken geht.

 

Mai 082012
 
Gravatar_ChristophMeier

Bildungsorganisationen, die sich nach ISO 9001 zertifizieren lassen wollen, müssen unter anderem eine Reihe von Kennzahlen für die von Ihnen im Qualitätshandbuch beschriebenen Prozesse (z.B. Führung, Bildung, Beratung & Dienstleistungen, Produktion im Versuchsbetrieb, etc.) definieren. Im Rahmen eines kleinen Projekts haben wir eine öffentliche Bildungsinstitution bei dieser Aufgabe unterstützt.

Mit der Definition solcher Kenngrössen sind verschiedene Herausforderungen verbunden. Zunächst einmal müssen sie für relevante Anspruchsgruppen (z.B. Aufsichtsbehörde, Verwaltungsrat / Geschäftsführung, Bereichsleitungen, etc.) aussagekräftig und steuerungsrelevant sein. Dann sollen sie aber auch mit vertretbarem Aufwand messbar sein. Und schliesslich ist es den Mitarbeitenden in Bildungsorganisationen wichtig, dass die verwendeten Kenngrössen einen Bezug zu Qualitätsansprüchen an die eigene Bildungsarbeit aufweisen.

Ein Beispiel mag dies erläutern. Für die Aufsichtsbehörde, der die öffentliche Bildungsorganisation zugeordnet ist, ist etwa das wirtschaftliche Ergebnis der Produktion im Versuchsbetrieb eine relevante Kenngrösse. Diese Kennzahl ist auch einfach zu ermitteln wenn der Versuchsbetrieb eine eigene Ergebnisrechnung vornimmt. Allerdings sagt diese Kennzahl wenig darüber aus, (1) welches Potenzial dieser Versuchsbetrieb für die Kompetenzentwicklung der Berufslernenden (Auszubildenden) sowie für die Teilnehmenden an Weiterbildungen aufweist und (2) wie gut dieses Potenzial genutzt wird. Eine Kenngrösse, die diesbezüglich schon Aussagekraft hat, ist die Anzahl der Stunden, die Berufslernende / Teilnehmende an Weiterbildungen insgesamt über das ganze Jahr mit Demonstrationen, eigenen Erprobungen und praktischen Arbeitsaufträgen im Versuchsbetrieb verbringen. Und noch weitergehend könnte man eine Kenngrösse ermitteln, die abbildet, wie häufig Lernerfolgskontrollen im Rahmen der Aus- und Weiterbildungsangebote Aufgaben enthalten, die einen deutlichen Bezug zu Demonstrationen, Erprobungen und Arbeitsaufträgen im Versuchsbetrieb aufweisen.

Damit wird deutlich, dass die Maxime “Messen, was einfach zu messen ist” im Bildungscontrolling nicht weit trägt. Vielmehr müssen sinnvolle Kenngrössen auch einen Bezug zu den Zielen einer Bildungsorganisation aufweisen – und diese Ziele beziehen sich auch auf Sachverhalte, die schwer messbar und quantifizierbar sind.

Die Umsetzung von Qualitätsentwicklung und Controlling in Bildungsorganisationen ist Gegenstand des scil Fokusseminars “Nachhaltige Optimierung: Qualitätsmanagement im Bildungsbereich“, das am 21. und 22. Juni 2012 in St.Gallen durchgeführt wird.