In den letzten zwei Blogbeiträgen über unsere Studie „Medienkompetenzen in der Berufsbildung“ ging es darum die Sichtweise der Experten (Modell der Expertengruppe BMBF) und der Lernenden (in Form von Ergebnissen aus unserer Befragungen) aufzuzeigen.
Zusammenfassend wird Medienkompetenz im Rahmen der Berufsbildung als Basis verstanden, um einerseits aktiv an einer (digitalen) Gesellschaft (Lebens- und Berufsalltag) teilzuhaben sowie andererseits, digitale Medien zur eigenen Persönlichkeitsentwicklung nutzen zu können. Die Lernenden selbst schätzen sich im Umgang mit digitalen Medien recht gut ein, wobei sie jedoch Unsicherheiten in den Themenbereichen Datenschutz sowie Informationsbeschaffung sehen. Die Ergebnisse der Einzelfallanalysen unterstützen die formulierten Unterstützungsbedarfe. Zudem konnte aus den Ergebnissen 1. eine Typologie von sechs Auszubildenden und 2. ein Kompetenzmodell für die Stufe Sek II abgeleitet werden. In dem folgenden Beitrag geht es darum zunächst einmal unsere aus den Ergebnissen der Einzelfallanalyse abgeleitete Typologie vorzustellen und der Frage nachzugehen: Gibt es „den“ Digital Native?
Die Typologie zeigt die zentralen Merkmale der sechs Auszubildenden auf und stellt diese in Bezug zu den jeweils eingeschätzten Stärken (aktive Teilhabe) sowie zu ihren Aussagen zum selbstkritischen und reflektierten Umgang mit Medien (Persönlichkeitsentwicklung). Ziel war es so ein Kompetenzraster der Lernenden zu erstellen und zu analysieren welche Schwerpunkte die einzelnen Auszubildenden im Umgang mit digitalen Medien setzten.
Anhand dieser Vorgehensweise wurden sechs unterschiedliche Typen herausgearbeitet, die sich abgesehen von A1 und A4, doch deutlich in ihrem Umgang mit digitalen Medien unterscheiden. Während A3 „die naiv Positive“ digitale Medien eher unreflektiert zur Vereinfachung des Alltag und zur Kommunikation nutzt, weisst insbesondere A6 „die (medien-)bildungsorientierte Nutzerin“, in allen Punkten hohe Skalenwerte auf und zeigt ein hohes Bewusstsein für Gefahren und Chancen im Netz sowie die eigene digitale Reputation.
Unter Betrachtung der oben dargestellten Grafik wird deutlich, dass bei den Befragten teils die aktive Teilhabe an der Gesellschaft (medienkompetentes Handeln) und teils die Nutzung digitaler Medien zur eigenen Persönlichkeitsentwicklung (Medienbildung) im Vordergrund steht. Jeder Auszubildende zeigt unterschiedliche Stärken und Schwächen und der kompetente Umgang mit digitalen Medien ist somit in den jeweiligen Bereichen recht unterschiedlich. So kann es beispielsweise sein, dass jemand der sich gut in der Verwendung von Apps und Social Media Plattformen auskennt und damit nach aussen hin einen kompetenten Eindruck macht, dies nicht reflektiert tut und die Zusammenhänge zwischen virtueller und „realer“ Welt nicht versteht. Was bedeutet dies in Bezug auf unsere eingangs gestellte Frage: Gibt es „den“ Digital Native?
Unseres Erachtens nach können die Ergebnisse der Studie die These zulassen: „Den“ Digital Native gibt es nicht, sondern jeder User hat seine individuellen Stärken und Unterstützungsbedarfe.
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